Wunderschöne Tage in einer vergessenen Bergwelt Graubündens

Unsere Wanderleiterin Inge Belzner hatte uns sechs Mitwanderer für Graubünden und das Oberengadin begeistert. Los ging es frühmorgens mit dem DAV-Bus zum Flüelapass. Noch etwas müde starteten wir dort unsere Hüttentour und stiegen zur Schwarzhornfurgga auf.  Für den Nachmittag waren zeitweise Niederschläge angesagt, uns erwischte es dann leider beim Weg zum Gipfel des Schwarzhorns.Der Aufstieg auf diesen Dreitausender ist nicht schwierig, doch war die Vesperpause auf dem Gipfel wegen des Regens allerdings nur kurz und ohne Fernsicht.  Danach ging es weiter über die Fuorca Radönt und bei nun trockenem Wetter und zunehmend besserer Sicht teilweise über Blockgelände zur Chamanna da Grialetsch, unserer ersten Unterkunft.

 

Vergessene Bergwelt Graubündens Die Grialetsch-Hütte liegt sehr schön neben einem kleinen See und herrlicher Aussicht. Wir waren müde, freuten uns aufs Abendessen und genossen die Ruhe und Abgeschiedenheit dieser Hütte. Es war nicht die einzige Hütte unserer Tour, die mit dem Helikopter versorgt wird und in der es keinen Handyempfang gab.

Am nächsten Morgen starteten wir mit einer entspannten Höhenwanderung durchs Gletschertälli und stiegen dann bei sehr sonnigem Wetter zum Scalettapass auf. Dort oben bot sich uns eine wunderbare Rundumsicht, der richtige Platz für eine ausgedehnte Pause.

 

Ein besonders schöner Höhenweg führte uns dann weiter oberhalb des Val Funtauna, wo die Gipfel und Gletscher beim Piz Kesch uns immer näherkamen.  Nach einem kurzen und lohnenden Abstecher zu den Seen da Ravais ging es weiter aufwärts zur neu renovierten Keschhütte. Nun lag der Piz Kesch direkt vor uns. Die Folgen der klimatischen Veränderungen der letzten Jahrzehnte sind hier sehr gut erkennbar, denn wir sahen deutlich, dass der Gletscher sich hier immer weiter zurückzieht.  

Da die Solarkollektoranlage der Keschhütte an diesem Tag nicht genügend Warmwasser erzeugt hatte (oder zu viele Bergwanderer dort übernachteten), gab es keine warme Dusche - einige von uns nutzen deshalb einen kleinen Badesee unterhalb der Hütte zur Abkühlung. Nachdem sehr guten Abendessen auf der Keschhütte fielen wir müde und sehr zufrieden ins Bett.

 

Vergessene Bergwelt Graubündens Am dritten Tag führte uns Inge zunächst bergab nach Westen. Bei bestem Wetter jetzt auch wieder für kurze Zeit durch einen Bergwald mit seiner ganz anderen Vegetation. An der Alp digl Chants kamen wir nicht ohne einen Zwischenstopp mit frischem Joghurt vorbei. Gut gestärkt wanderten wir dann leicht aufwärts im wunderschönen Hochtal Val Plazbi, und nach gut einer Stunde ging es dann durch Gletschermoränen steil bergauf zur Fuorcla Pischa.

Oben angekommen gab’s dann die ersehnte lange Pause. Wir staunten nicht nur über die wunderschöne Aussicht bis zum Ortler, sondern bewunderten auch die vielfältigen Gesteine der umliegenden Berge. Gerhard informierte uns sehr fachkundig über die Besonderheiten dieser Gegend. Zusätzlich sahen wir einige Steinböcke, die sich etwas oberhalb von uns gerade ausruhten.

Später folgte ein gemütlicher Abstieg zur Chamanna d’Es-cha mit herrlichem Ausblick auf die Bernina-Gletscher. Angeregt durch ein Gelände mit sehr vielen Steinmännchen (es sah aus wie ein Skulpturenpark) führte uns Peter nebenbei in die Aufbauweise von Steinmännchen ein.

Vor der Hütte entdecken wir nicht nur einige Murmeltiere, sondern auch freie Liegestühle. So genossen wir ein Sonnenbad bei traumhafter Fernsicht, den Piz Kesch hinter uns und die Berninagruppe vor uns. Und auch in dieser Hütte wurden wir wieder kulinarisch sehr verwöhnt.

 

Vergessene Bergwelt Graubündens Am letzten Tag ging es nach dem Frühstück erst einmal auf die Sonnenterrasse, wo der Hüttenwirt sein Alphorn spielte. Auch wir durften es versuchen und musikalische Talente wie Sabine zeigten hier ihr Können, andere waren weniger erfolgreich.

Nachdem wir uns auch von den Murmeltieren verabschiedet hatten, ging es weiter auf einem Höhenweg Richtung Albulapass: Ein schöner Hangweg, vorbei an zahlreichen Steinmännchen, anfangs mit aufsteigendem Nebel aus dem Tal. Anschließend führte uns der Weg entlang eines Baches hinunter ins Engadin. Es folgte zum Abschluss mit dem Via Engiadina noch ein einsamer Waldweg im Lärchenwald bis wir Zuoz erreichten. Von dort fuhren wir mit der Rhätischen Bahn nach Susch und dann mit dem Postbus zurück zum Startpunkt unserer Hüttentour.

 

Vergessene Bergwelt Graubündens Unsere Wanderführerin Inge hatte uns nicht zu viel versprochen. Die von ihr organisierte Wandertour durch die Bergwelt Graubündens war anstrengend, aber wunderschön und sehr lohnend. Wir erlebten hier wunderbare Tage und genossen die Auszeit vom Alltag, die Ruhe und die Abgeschiedenheit.
Kurzum - es hat uns allen sehr viel Spaß gemacht, und wir möchten ihr an dieser Stelle nochmals herzlich danken! Gerne lassen wir uns wieder einmal von Inge in eine vergessene Bergwelt entführen und freuen uns deshalb schon auf ihre Pläne für die nächsten Touren.

 

Text und Bilder: Peter Kienzle und Ursula Bozler