Alpine Basisausbildung Eis vom 17. - 20.07.2014

Zwölf Teilnehmer haben sich dazu entschlossen, von den Ausbildern Helmut Scherzer, Frank Diether, John Reinecker und Hans Friz-Feil alpine Sicherungstechniken und vieles mehr in vier Tagen zu erlernen. Ausgangspunkt für dieses verlängerte Ausbildungswochenende war die Wiesbadener Hütte in der Silvretta. Die Anreise erfolgte über den Bodensee durch das Montafon und über die Silvretta-Hochalpenstraße bis zur Bielerhöhe. Gerne würde ich alle Eindrücke dieses Kurses hier im Bericht niederschreiben, doch dann würde es einen Roman geben.  Daher versuche ich, jeden Tag grob zusammenzufassen. Mit dem Wetter hatten wir Glück (wenn Engel reisen...), von Donnerstag bis Samstag gab es Sonnenschein pur und am Sonntag kam die angekündigte Schlechtwetterfront. Es begann aber erst kurz vor unserem Parkplatz zu regnen, von daher war es halb so schlimm.

 

1. Tag Donnerstag

In gut zwei Stunden wanderten wir vom Parkplatz zur Wiesbadener Hütte (2.443 m). Als erstes bezogen wir unser Lager und anschließend gab es eine kleine Stärkung auf der Hüttenterrasse. Frisch gestärkt und mit leichtem Rucksack ging es dann Richtung Vermuntgletscher. Anfangs hatten wir einen Weg und dann ging es weglos über Blöcke und Schutt zu einem größeren Schneefeld neben dem Gletscher. Aufgeteilt in vier Gruppen übten wir bergauf Gehtechniken im spurbaren Schnee und Firn, mit und ohne Eispickel. Nach dem Aufstieg erfolgte auch wieder der Abstieg. Hier lernten wir, wie man im nicht absturzgefährdeten Gelände mit viel Spaß richtig abfahren kann. Nachdem wir das "Gehen" gelernt hatten, kam das "Stürzen" auf Schnee- bzw. Firnfeldern. Klar, man sollte dies vermeiden, aber falls es passiert, ist es gut zu wissen, was man in einer solchen Situation machen muss. Wir lernten das Bremsen mit der Liegestütztechnik und die Bremstechnik mit dem Pickelrettungsgriff. Diese Übungseinheit war eine Mordsgaudi, da es bei den Stürzen die tollsten Figuren zu bewundern gab. Von der Rolle vorwärts bis zum Handstandüberschlag war alles dabei. Damit wir noch ein Gefühl für unsere Steigeisen bekamen, legten wir diese anschließend an und bewegten uns noch ein wenig auf dem Vermuntgletscher. Die Zeit verging im Fluge. Zurück bei der Wiesbadener Hütte erfolgte eine kurze Katzenwäsche und schon gab es Abendessen. Als Tagesabschluss gab es von Helmut eine Theorieeinheit. Thema  Wetter.

 

2. Tag Freitag

Heute stand uns ein anstrengender Ausbildungstag auf dem Ochsentaler Gletscher bevor. Aber um es vorweg zu nehmen, es war toll! Früh morgens nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg über die Grüne Kuppe bis zum Gletscher. Jetzt hieß es Rucksack ablegen und Steigeisen und Ausrüstung, die man benötigte, anlegen. Nachdem wieder vier neue Gruppen gebildet wurden, ging es los. Die Ausbildungsinhalte waren: Gehtechnik mit Steigeisen in der Vertikal- und Frontalzackentechnik mit Einsatz des Pickels, Anbringen und Gehen am Fixseil, Standplatzbereitung mit Eisschrauben und Standplatzschlinge, gesichertes gleichzeitiges Gehen am Seil mit T-Block, Abseilen, Partnersicherung und vieles mehr. Nachdem alle Übungen von allen Teilnehmern erfolgreich bewältigt waren, ging es nachmittags auf ein Schneefeld beim Gletscher. Hier wurde uns das Spaltenrettungsverfahren "Lose Rolle" in einer Dreierseilschaft von unseren Ausbildern gezeigt, das wir im Anschluss in den Gruppen üben konnten. Jeder nahm jede Position ein, da diese Rettungstechnik jeder beherrschen sollte, der auf einem Gletscher mit Spalten unterwegs ist. Der Tag wurde nach dem Abendessen wieder mit einer Theorieeinheit, dieses Mal von Frank zum Thema "Orientierung", abgerundet und anschließend mit viel Müdigkeit von uns beendet.

 

3. Tag Samstag

Ein erwartungsvoller Tag begann: Die Königsdisziplin für einen Bergsteiger war angesagt. Es ging auf eine Hochtour zum Signalhorn (3.210 m). Der/Die eine oder andere von uns fragte sich bestimmt, warum nicht auf den Piz Buin? Wenn wir schon mal da sind! Es ist schließlich der Bekannteste in dieser Gegend. Diesen Gedanken hatten weitere Seilschaften ebenfalls, die auf dem Weg dorthin waren. Von der Ferne konnte man regelrecht Karawanen beobachten. Die Entscheidung, auf das Signalhorn zu gehen, wurde dadurch bestätigt. Morgens um 07:00 Uhr bei herrlichstem Wetter ging es los. Heute sollten wir unser Gelerntes vertiefen und jede Menge neue Erfahrungen dazu gewinnen. Der erste Teil des Weges führte wieder über die Grüne Kuppe auf den Ochsentaler Gletscher. Auf dem Firn wurden dann drei Seilschaften gebildet und weiter ging es stetig bergauf, vorbei an sichtbaren Gletscherspalten.

Die letzten 50 Hm vorm Gipfel bewältigten wir kletternd mit Hilfe eines Fixseiles, das Helmut und Hans legten (Schwierigkeit II). Die Aussicht auf dem Signalhorn und auf die umliegenden Berge wie z.B. den Piz Buin war grandios. In dieser tollen Szenerie bekamen wir einen Exkurs zum Thema Gletscher von John. Es war sehr interessant. Der Abstieg führte uns über den Grat und ein steiles Schneefeld auf die Schweizer Seite. Nach einem kurzen Stück auf dem Silvrettagletscher mussten wir wieder bis zu einer Scharte aufsteigen. Von dieser wurden wir durch unsere Ausbilder an einem Grenzpfosten wieder auf die österreichische Seite zum Ochsentaler Gletscher abgelassen. Nachdem wir den Gletscher überquert hatten, ging es auf bekanntem Weg wieder zurück zur Wiesbadener Hütte. Es war eine sehr schöne Hochtour, auf der wir u.a. erfahren durften, wie man durch Ablassen brüchiges Gelände überbrückt oder einen steilen Firnhang mit einem Fixseil absichert. Inklusive an diesem Tag war auch noch das Überqueren eines reißenden Gebirgsbaches.

 

4. Tag Sonntag

Heute wurde vor der Hütte das Spaltenrettungsverfahren "Lose Rolle" nochmals vertieft. In einer neuen Ausbildungseinheit lernten wir, wie der Gestürzte mit einem Selbstrettungsverfahren aus einer Gletscherspalte aufsteigen kann. Dieses übten wir unter dem Vordach der Hütte mittels Prusik und Selbstflaschenzug, bei dem wir noch den Gardaknoten lernten. Hans hat uns dann noch im Anschluss an die Übungen zum Thema Alpine Gefahren und Risikomanagment aufgeklärt. Nach einer Feedbackrunde bei Apfelstrudel und Kaiserschmarrn machten wir uns an den Abstieg von der Hütte zum Parkplatz.

 

Schlusswort

Es waren vier tolle Tage, die leider viel zu schnell vorbei gingen. Was ganz wichtig war: Es sind alle wieder gesund zu Hause angekommen. Die Gruppe war spitze, es waren alle hoch motiviert und haben mitgemacht. Der Zusammenhalt z.B. bei Hilfestellung in schwierigen Situationen oder sich gegenseitig aufzubauen, war einfach super, so wie es sein sollte. Es wäre schön, wenn man mindestens einmal im Jahr zusammen eine Hochtour durchführen könnte. Ich denke, dass jeder gerne an dieses Wochenende zurück denkt. Die Wiesbadener Hütte als Stützpunkt für dieses Ausbildungswochenende war ideal. Die Bedienungen haben sich sehr gut um uns gekümmert. Mehrmals bekamen wir den Satz zu hören: "Tisch Nummer 18 alles o.k.?".

"Last but not least" (zu guter Letzt): unsere vier Ausbilder Helmut, Frank, John und Hans, bei denen wir uns immer aufgehoben und sicher fühlten. Durch ihre hohe Fachkompetenz haben sie die Ausbildung sehr gut geleitet. Die Tage waren immer sehr kurzweilig und lehrreich. Im Namen aller Teilnehmer möchte ich unseren Dank aussprechen und vielleicht trifft man sich mal wieder auf einer gemeinsamen Tour.

Diese Ausbildung und auch die "Basisausbildung Fels" kann man nur empfehlen, wenn man sich abseits von Wanderwegen in Richtung Hochgebirge und Gletscher begeben möchte.

 

Thomas und Monika Haibt