Tourenbericht Klettern

‚Brettspiele am Baum’ auf dem Weg in die Alpen

Kletterkurs „Von der Alb in die Alpen“, 31.05.–01.06.2014

Was tun, wenn man beim Klettern höher hinaus möchte, als es die Paul-Horn-Arena oder aber auch die üblichen Kletterfelsen in der Umgebung wie Wiesfels und Hockenloch erlauben? Eine Möglichkeit, die für sechs Kletterer genau den notwendigen technischen und theoretischen Hintergrund gepaart mit praktischer Erfahrung bot, war der Kurs „Von der Alb in die Alpen“ von Bärbel Morawietz und Martin Reusch. Der Weg gen Süden war vorgegeben: am Samstag auf der Alb am Wackerstein bei Pfullingen erste Erfahrungen sammeln, um dann am Sonntag am Schreyfels bei Hausen im Donautal ‚alpine‘ Momente zu erleben. An einem hervorragenden Frühsommer-Wochenende machten wir uns denn auf den Weg.

 

Am Wackerstein angekommen, ging es zu Beginn um die zentrale Frage, mit der wir alle in diesen Kurs gestartet sind: wie baue ich einen Standplatz, um meinen Partner nachzusichern und dann die nächste Seillänge zu klettern? Dafür hatte sich Martin, der selbst häufig genug Kurse mit imaginären Standplätzen und in der Luft ‚schwebenden’ Karabinern als Hakenersatz gehalten hatte, seinen ‚Standplatz to go‘ gebaut. Dieser bestand aus einem Brett mit mehreren Schraubösen, das mittels Spanngurten an so ziemlich allem, vornehmlich aber an Bäumen befestigt werden kann. Es bot eine hervorragende Übungsplattform, um die wichtigsten Handgriffe einzustudieren. Von den Umstehenden wurde es zwar häufig zuerst als mobiler Jacken- und Rucksack-Haken identifiziert, jedoch tat auch dies dem Nutzen des „Bretts vorm Baum“ keinen Abbruch. Im Gegenteil, handelte es sich um einen anderen Kletterer, erkannte dieser spätestens beim zweiten Blick, was es ist. Einem Übungsleiter aus Neu-Ulm, den wir am zweiten Tag am Schreyfels trafen, war sofort klar, dass es genau das sei, was er sich auch immer für seine Kurse bauen wollte. Soviel jedoch zur Erläuterung des seltsamen Titels dieses Beitrages.

 

Nach dieser ersten, eher theoretischen Einheit, machten wir uns auf den Weg zum Fuß des Wackerstein. Dort angekommen, nutzten wir die Gelegenheit, dass ansonsten niemand da war, und machten uns mit der Platzierung mobiler Sicherungsmittel wie Klemmkeile und Schlingen vertraut. Hierbei war allerdings nicht nur das gute Platzieren, sondern auch das Entfernen der entsprechenden Keile eine Herausforderung für sich. Danach ging es dann in Zweierseilschaften ans Klettern. Gleich am Anfang hat der Wackersten seinem zweiten Namen „Wackelstein“ auch alle Ehre gemacht und für einen von uns stand gleich noch ein Sturztraining mit auf dem Programm. Aber auch für den Rest war es nur bedingt einfacher, da gerade die Route ‚Edelweißrinne‘ nur unter vollem Körpereinsatz durchquert werden konnte. Nach einer kurzen Pause gab es noch eine kleine theoretische Einheit und anschließend wurde das Ablassen des Kletterpartners geübt. Am Ende des Tages haben wird  den herrlichen Ausblick vom Gipfelkreuz genossen und den Abschluss bildete eine kurze Demonstration zum Thema ‚Seil reibt auf Seil’: Zwei alte Seilstücke wurden so oft unter Last hin- und hergezogen, bis eines der Seile durch war. Und es musste nicht lang gezogen werden, soviel stand zur Überraschung aller, die das noch nie gesehen hatten, fest.

 

Am Sonntag ging es ins Donautal, genauer an den Schreyfels. Dort hatten wir uns die berühmte Opakante vorgenommen. Als wir am Einstieg ankamen, waren bereits vier Kletterfreunde aus Neu-Ulm vor Ort, deren Ausbilder Pepe einen fast neidischen Blick auf Martins mobilen Standplatz geworfen hatte. Nachdem wir alle die Route einmal durchstiegen hatten und wir uns wieder abgeseilt hatten, haben wir an einer anderen Stelle noch einmal das Abbauen beziehungsweise Fädeln geübt, für den Fall, dass es einmal nicht zum Durchsteigen einer Route reichen sollte.

 

So ging ein wunderbares Kletterwochenende mit vielen neuen Kenntnissen und Erfahrungen zu Ende. Wie immer war es viel zu schnell vorüber. Aber für alle Teilnehmer waren nach dem Kurs die Ziele für diesen Sommer deutlich abgesteckt.

 

Dirk Seidensticker

Fotos: Dirk Seidensticker, Elke Straub