Tourenbericht Gletscher/Hochtouren

Basiskurs auf der Braunschweiger Hütte

Basiskurs Gletscher/Hochtouren auf der Braunschweiger Hütte – oder die Erkenntnis, dass Zirbenschnaps nicht vor dem Virus schützt

Es waren zwölf wackere Gefährten, die sich zusammen mit Bärbel, Marcus, Frank und Tobi im Morgengrauen auf den Weg ins Pitztal machten. Neben der üblichen Hütten- und Hochtourenausrüstung mit im schweren Gepäck: jede Menge Motivation und Vorfreude sowie ein negativer Coronatest!

Kaum angekommen öffnete Petrus - entgegen der Wetterprognosen: hier und da ein paar Regenspritzer - die Schleusen und es hieß aufsteigen im zeitweise strömenden Regen. 1000 Höhenmeter später auf der Hütte waren sich alle einig: bei gleißendem Sonnenschein und brütender Hitze hätte keiner aufsteigen wollen – dann doch lieber eine unerwartete Dusche und die nächsten Tage Kaiserwetter!

Nach einem aufwärmenden Essen, man munkelt, es war nicht der einzige Kaiserschmarrn an diesem Wochenende, ging es – bei dann auch schon deutlich besserem Wetter - raus auf den nahen Gletscher. Die ersten Gehversuche in Steigeisen, das erste Seilschaften-Bilden und T-Anker-Bauen rundeten den ersten Tag erfolgreich ab. Die neueste T-Anker-Forschung besagt hierbei, dass auch zehn am Seil ziehende Menschen dranhängen könnten. All jenen Aspiranten, bei denen das Forschungsergebnis deutlich unter dem Zielwert lag, blieb die nächsten Tage Zeit, die Technik bis zur Zufriedenheit von Frank zu verbessern, ja gar zu perfektionieren.

Am zweiten Tag war Eiszeit angesagt: Standplatzbau mit Eisschrauben, weitere Gehtechniken und praktisches Üben im Eisparcour mit Aufstieg am Degengriff, Querung am Geländerseil und Abseilen im Eis. Nach theoretischem Input über Wetterkunde und alpine Gefahren während einer sonnigen Mittagspause ging es weiter mit Übungen im Firn. Es wurde gerutscht, gehalten und gerettet – die Lose Rolle wurde fleißig gebaut und hochmotiviert geübt.

Den Abschluss des Tages bildete die eigenständige Tourenplanung in Kleingruppen für mögliche Touren zur Inneren Schwarzen Schneide oder zum Linken Fernerkogel. Es rauchten die Köpfe über Planzeiger und Karten, und zu guter Letzt stand das Ziel für den Tourentag fest: die Innere Schwarze Schneide sollte erklommen und überschritten werden.

Bei Kaiserwetter wartete im Aufstieg ein ganz besonderes Schmankerl auf uns: Aufstiegskletterei über einen vom Gletscherrückgang freigelegten Felsvorsprung, gefolgt von Frontalzacken-Kletterei im Eis über zwei Seillängen bei teilweisen 45 Grad mit dem nun fast schon perfektionierten Degengriff und brennender Wadenmuskulatur. Weiter ging‘s mit tiefen Schritten stapfend im immer weicher werdenden Firn über die ein oder andere kleine Spalte dem Gipfel entgegen. Dank Tobis großartiger Spurarbeit war der Aufstieg für uns Seilschaftskameraden vergleichsweise entspannt, und am Gipfel angekommen wurden wir mit einer grandiosen Aussicht zur Wildspitze und einem Sonnenvesper belohnt. Im Abstieg zur Hütte wurden mit einigen Sprüngen in den Schneegraben die Lose Rolle und - zur Freude von Frank - auch der T-Anker erfolgreich verfestigt.

Der letzte Tag begann mit der Selbstrettung, der „Münchhausentechnik“, und wurde leider bald schon durch erste verdächtige Symptome bei verschiedenen Teilnehmer*innen getrübt – schnell war allen klar: hier handelt es sich weder um einen Kater vom Zirbenschnaps noch um einen Sonnenstich! Mit vereinten Kräften und Unterstützung der Materialseilbahn sind aber alle wieder gut am Parkplatz angekommen.

Die einzig unbeantwortete Frage dieses Wochenendes lassen wir hier auch einfach so stehen: Gehört die Ansteckungsgefahr in der Hütte und die Heimfahrt zu Ferienende nicht auch mittlerweile zu den alpinen Gefahren?!

Der Dank geht an die Kursleitenden Bärbel, Frank, Marcus und den Edelhospitant Tobi für die unglaublich lehrreichen gemeinsamen Tage, die tipptopp Organisation und das sichere Führen der gesamten Gruppe.

 

Text: Alisa Schneider