Natur und Umwelt

Aktion Schutzwald - Oktober 2015

Teilnahme beim Arbeitseinsatz „Aktion Schutzwald“

 

Pflanzung, Steigbau, Hüttenarbeiten in steilem Gelände bis ca. 40o bei Schwierigkeitsgrad „schwierig“, Unterkunft mit 10 Personen in der gut ausgestatteten Stockerhütte bei Bayrischzell – dazu hatte ich mich nach Sabine`s Ausschreibung im Tourenprogramm angemeldet. Das Alles beim Arbeitseinsatz der „Aktion Schutzwald“, die der DAV seit 30 Jahren in den bayerischen Alpen durchführt.

 

Elisabeth und Wolfgang von der Sektion Stuttgart und Sabine, Dietmar und ich aus unserer Sektion machten uns am Sonntag während der umweltfreundlichen Anfahrt mit der Bahn bekannt, die restlichen fünf Teilnehmer aus Albbruck, Darmstadt, München und Oberreute lernten wir dann in der Hütte kennen.

„Superwaldarbeiter“ Fredl machte dort in Vertretung von „Superförster Rudi“ (Revierleiter Rudolf Kornder) eine kurze Einweisung, Bettenbelegung, Vorstellungsrunde.

 

Für abends und Montag tagsüber hatte jeder sein Essen dabei, nachmittags konnten wir das Weitere im Ort einkaufen. Sabine regte gemeinsames Kochen und Einkaufen an, sie hatte auch Rezepte dabei. Zustimmung von allen Teilnehmern, die Einteilung für Einkauf und Aufgabenverteilung wurde vorgenommen. Optimale Vorbereitung von Sabine, und um es vorweg zu nehmen: verpflegungstechnisch war es fast eine Schlemmerwoche.

 

Montag:

8 Uhr Begrüßung durch Rudi. Für die kommenden Tage sollte der Arbeitsbeginn schon 7.30 sein, weil unsere betreuenden Waldarbeiter sonst auf uns warten müssten. Wir fuhren zunächst drei Kilometer auf Forstwegen, dann liefen wir –bewaffnet mit Hacken- auf einem schmalen Steig fast ¾ Stunde 2 Kilometer und 200 Höhenmeter bergauf zu unserem ersten Einsatzplatz: pflanzen. Ein Hubschrauber hatte 600 Lärchen - und Kieferpflanzen mit Ballen geliefert, immer 10 Stück in einem Plastikbeutel. Bei dem föhnigen Wetter genossen wir die Aussicht über den Ursprungpass zu den schneebedeckten Bergen jenseits des Inntals, die bunten Wälder leuchteten in der warmen Herbstsonne.

 

Fredl zeigte uns den Pflanzvorgang: Mit der Hacke die Grassoden lösen, Pflanzloch vertiefen, Pflanze einsetzen, Erde einfüllen. Die Pflanze sollte dann einen ebenen „Balkon“ haben, damit das Regenwasser einziehen kann und nicht einfach hangabwärts fließt. Das war leichter gesagt als getan, denn manchmal gab es nur Steine und kaum Erde, oder die Erde war so trocken, dass wir sie nicht fest genug andrücken konnten. In Zweierteams verschafften wir dann alle Pflanzen, Rudi war zwar mit unserer Arbeit nicht zufrieden, aber es war Feierabend und ging zurück zur Unterkunft.

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Nach dem Duschen kam die Kür: Speisezubereitung

 

Das Einkaufsteam besorgte in Bayrischzell die Zutaten für das Montags- und Dienstagsmenü.

 

Der Speiseplan:
Montag: Tomatensuppe mit Sahne, Schinkennudeln, Schokopudding mit Mandelsplitter, Vanillesoße

 

Dienstag: Brokkoli-Suppe., Hähnchen-Gemüse-Kokosmilch – Eintopf, Joghurt mit Früchten, jeweils mit Salat.

 

Ich konnte mich nur wundern, welche Fähigkeiten und Talente der Mithelfenden zum Vorschein kamen. Kochen, Salatzubereitung, Gemüse schnibbeln, Pudding rühren (gleichzeitig in zwei Schüsseln unter Berücksichtigung der Erddrehung und gleichzeitigem Zeitungsstudium). Das Sprichwort „Viele Köche verderben den Brei“ stimmte bei uns ganz und gar nicht, es war immer hervorragend!

Nach dem Essen saßen wir noch in gemütlicher Runde zusammen und tauschten die Erfahrungen des Tages aus.

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Dienstag:

Wettervorhersage war nicht stabil, deshalb konnten wir die andere Pflanzaktion nicht durchführen. Der An- und Abmarschweg dort betrug jeweils 1 ½ Stunden, bei einsetzendem Regen wären wir ja nur unterwegs gewesen. Die Forstleute waren immer sehr flexibel bei der Arbeitseinteilung, wir optimierten zu fünft die Pflanzung des Vortages und bauten einen Zaun um ein etwa 20 m2 Pflanzstück. Dort soll die Pflanzenentwicklung ohne Wildverbiss beobachtet werden. Die Anderen bauten bzw. optimierten einen Steig für Förster, Jäger und Waldarbeiter. Der Steig war europaweit an den günstigsten Bieter vergeben worden, und so war auch das Ergebnis: teilweise zu steil, und in Hangrichtung geneigt. Das Wetter blieb gut, und so trafen wir trocken an unserer Unterkunft ein. Wieder Speiseplan für Mittwoch und Donnerstag festlegen, einkaufen, gemeinsames Kochen, Essen und Zusammensitzen.

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Mittwoch: strömender Regen.

Fünf Ster Brennholz waren an der Nessler-Hütte angeliefert worden, die aufgeräumt und eingelagert werden mussten. Fünf von uns schichteten tapfer und unermüdlich bei strömendem Regen das Holz auf. Durchgefroren und nass bis auf die Haut freuten wir uns auf das Vesper in der mollig warmen Küche der Nessler-Hütte. Die Länge der Pause richtete sich nach dem Trocknen der Arbeitskleidung. Satt, aufgewärmt und mit einigermaßen trockener Kleidung erledigten wir den Rest der Arbeiten, bevor es zurück in unsere gemütlich Stocker-Hütte ging.

 

Wir anderen drei meldeten uns zum Aufstellen von Hochsitzen. Sie waren schon zusammengebaut, wurden vom Schlepper auf den Anhänger geladen und zu den Standplätzen gefahren. Wir fuhren mit den Waldarbeitern Rudi und Kai im VW-Pritschenwagen, der mit den benötigten Materialien beladen war: Motorsäge, Hacken, Hammer, Schlegel, Akkuschrauber, Nägel und Schrauben. Gefühlte 100 km ging es über Forstwege. Der erste Platz am Breitenstein war schwierig zu erreichen: Steil abwärts durch unwirtliches Gelände mit alten Baumstämmen und Felsen. Manchmal war ich froh, dass ich mich beim Tragen am Ansitz festhalten konnte, sonst wäre ich wahrscheinlich gestürzt. (Den fünf Mitträgern ging es ähnlich). Die anderen drei Jagdkanzeln wurden vom Schlepper an Ort und Stelle in Oberaudorf und Feilnbach gebracht, wir mussten sie nur noch ausrichten und befestigen. Keine angenehme Arbeit bei dem immer stärker werdenden Regen. Zurück in der Stocker-Hütte wieder Speisenzubereitung: Salat, Linsen mit Spätzle, Apfelstrudel, Vanille-Soße und Apfelmus.

 

Donnerstag: Weniger Regen, später sogar schön

Sechs Teilnehmer meldeten sich zu den Restarbeiten beim Steigbau, die anderen räumten Brennholz an einer noblen Jagdhütte, ehemals im Besitz der Familie Sachs.

Für abends hatte uns Revierleiter „Superförster Rudi“ zum Grillen eingeladen. Dazu bereiteten wir Salat, schwäbischen Kartoffelsalat, Apfelstrudel und Vanillesoße. Beim gemeinsamen Essen mit Rudi´s Familie und den Forstwirten Fredl und Rudi erfuhren wir noch mehr von der Struktur der Bayrischen Forstverwaltung und den Arbeiten im Bergwald.

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Freitag: Abreisetag, schönes Wetter

Morgens nach der Hüttenreinigung hatten wir mit Rudi und seiner Praktikantin Juliane eine Exkursion auf dem Ministersteig an der Nessler-Hütte, dem ehemaligen Jagdrevier der Familie (Gunter) Sachs. Rudi brachte uns die Problematik des Bergwaldes näher, den Spagat zwischen den Bedürfnissen der Ökologie, Ökonomie und der Jäger, die möglichst viel Wild in den Revieren haben wollen.

Die größten Schäden entstehen wohl durch Wildverbiss und Schälen der Stämme, das hatten wir auch schon bei den Neuanpflanzungen gesehen. Ich hatte den Eindruck, dass einige Jagdpächter den Wald als Aufzuchtstation für ihre Beute sehen. Rudi erzählte auch von den unterschiedlichen Zahlen des Wildbestands: laut Jagdpächter bewegen sie sich fast immer im Sollbereich.

In dem Revier um den Wendelstein entstehen relativ viele Schäden durch Schneebruch wegen des Nassschnees in diesen tieferen Lagen. Ein weiteres Handicap ist das langsame Wachsen der Pflanzen im Bergwald. Rudi ließ uns das Alter eines Ahorn-Pflänzchens schätzen. Unsere Schätzung lag bei ein bis zwei Jahren, tatsächlich waren es über 15 Jahre.

Rudi hätte uns noch viel erklären können, doch die Zeit eilte, wir mussten zum Bahnhof. Eine interessante und lehrreiche Woche ging zu Ende.

 

Fazit:

Ich hatte mich zur Aktion Schutzwald angemeldet, weil mich die Problematik interessierte und ich vielleicht der Natur etwas zurückgeben wollte. Diese Ziele habe ich voll erreicht. Viele Informationen, harte körperliche Arbeit an der schönen herbstlichen Natur und eine tolle harmonische Gruppe – besser kann eine Aktion nicht ablaufen.

 

Und da es so schön war, werde ich – mit Unterstützung von Sabine - in 2016 wieder eine „Aktion Schutzwald“ organisieren.

 

Josef Hunkenschröder