Natur und Umwelt

Infomarathon am Feldberg

Gemeinsame Aktion im Naturschutzgebiet Feldberg mit örtlichen Revierförstern, Hauptamtlichen des Biosphärengebiets Südschwarzwald und des Naturschutzzentrums Hochschwarzwald und Mitgliedern des Deutschen Alpenvereins.

Am Sonntag 06.Februar 2022 waren wir, Anke Tolzin, Bärbel Frey und Klaus Schmieder aus dem Natur- und Umweltreferat der DAV Sektion Tübingen als Vertreter*innen des DAV beim Infomarathon des Naturschutzzentrums Feldberg einen Tag lang unterwegs, um Schneeschuh- und Tourengeher abseits der Pisten über die aktuelle Situation des Auerwilds und entsprechende Schutzmaßnahmen zu informieren, ganz nach dem DAV - Motto – Respektiere deine Grenzen!

Die Badische Zeitung war auch vertreten und berichtete: https://www.badische-zeitung.de/freiwillige-klaeren-am-feldberg-ueber-winterruhe-der-tiere-auf

Ausgang der Aktion war ein online-Vortrag von Achim Laber, dem Leiter des Naturschutzzentrums Feldberg im vergangenen Jahr, zu dem Heiko Wiening, Naturschutzreferent des DAV-Landesverbandes die Naturschutzreferenten der DAV-Sektionen eingeladen hatte. Achim Laber berichtete über die zunehmend ausufernde Nutzung des Feldberggebietes durch Schneeschuh- und Tourengeher und die in den vergangenen Jahren dramatisch zurückgegangene Population des Auerwildes im Schutzgebiet, für die vor allem Störungen im Winter lebensbedrohlich sind. Er informierte auch über die Probleme der Ranger, das große Schutzgebiet mit den begrenzten Personalressourcen zu kontrollieren, vor allem an Schönwetterwochenenden mit Massenansturm auf den höchsten Gipfel des Landes. Und die nicht immer einsichtigen Tourengeher machten diese Aufgabe nicht einfacher.

Spontan hatte Heiko Wiening die Idee, dass doch Aktive der Sektionen die Ranger bei ihrer Aufgabe gerade an Schönwetterwochenenden mit großem Ansturm unterstützen könnten, und so auch die Naturschutzaufgabe des DAV auf diese Weise umgesetzt werden und der DAV mit seinen Vertretern auch eine Vermittlerrolle zwischen den amtlichen Naturschützern und den Natursportlern einnehmen könne.

Gesagt getan, ein erstes Wochenende mit einer Unterstützung der Akteure des Infomarathons durch Aktive des DAV wurde geplant und alle Naturschutzreferenten darüber informiert. Leider machte das Wetter der Sache einen Strich durch die Rechnung und der Infomarathon musste abgesagt werden. Am 06. Februar wurde spontan ein Ersatztermin geplant. Leider mussten bereits angemeldete Teilnehmer weiterer Sektionen aus verschiedenen Gründen kurzfristig absagen, so dass nur noch die Sektion Tübingen vertreten war.

Für die 3 Tübinger wurde es ein sehr interessanter und lehrreicher Tag. Pünktlich um 10 Uhr standen Bärbel und Klaus mit ihrer Skitourenausrüstung und Anke mit ihren Cross-Country-Skiern vor dem Naturschutzzentrum mit Rangern, Förstern und Vertretern des Naturparks bereit. Achim Laber teilte die Gruppen ein und legte die Marschrouten fest.

Bärbel und Klaus waren Gerrit Müller zugeteilt, pensionierter Revierförster, ausgewiesener Auerhuhn-Kenner und 2. Vorstand des Vereins zum Schutz des Auerhuhns (https://auerhuhn-schwarzwald.de/auerhuhn-verein/wer-wir-sind ). Unsere Tour ging bei windigem und bewölktem Wetter in Richtung Grafenmatt, Silberberg und Herzogenhorn. Für den Nachmittag war Schneesturm mit Orkanböen angesagt, also nicht gerade ideales Tourenwetter. Gerrit war sehr interessiert an unseren langjährigen Skitourenerfahrungen am Feldberg, z.B. der Route von Brandenberg über die ehemalige FIS-Abfahrtsroute zum Silberberg und von dort weiter zum Herzogenhorn und anschließender Abfahrt nach Hof, die wir in den 1990er Jahren noch unwissend mitten durch die Wintereinstände der Auerhühner durchgeführt hatten.

Heute sind diese Flächen um den Silberberggipfel für Tourengeher zum Schutz des Auerhuhns gesperrt und in Zusammenarbeit von DAV und Naturschutzzentrum wurde eine feste Skiroute markiert und gesperrte Wege gekennzeichnet. Aber auch hier ist das Auerhuhn unterwegs, wie eine frische Hahnspur quer über diese Route zeigte. Und nicht alle Tourengeher respektieren diese Grenzen, wie frische Skispuren durch die Absperrungen zeigten. Angesichts des auffrischenden Windes und mächtig schwankenden Bäumen kehrten wir um und sind dann wieder auf der Südseite des Silberberges über ein offenes Tal Richtung Leistungszentrum am Herzogenhorn gegangen. Die Sicht wurde zunehmend schlechter und es stürmte ordentlich. Aber wir konnten dann immerhin die Abfahrt über den Skihang genießen und sind sicher wieder am Haus der Natur angekommen.

Anke war mit Achim Laber unterwegs. Die Route folgte – normalerweise bei schönem Wetter stark frequentierten - Wegen auf Piste und Langlaufloipe incl. Teiletappe des Fernwanderweges Schonach-Belchen. Wir hatten gefühlt Grönlandsturm außer in den windgeschützten Regionen. Trotz widrigstem Wetter mit Sicht unter 10 Metern, Sturmböen, die aufrechtes Gehen massiv erschwerten, sobald sie sich an windausgesetzten Stellen befanden, begegneten ihnen zwei sehr große Schneeschuhgruppen und immer wieder vereinzelten Spaziergänger*innen und Wintersportler*innen. Alle wurden auf ihre Ziele angesprochen, nicht zuletzt aus Sorge, dass jemand die Orientierung verlieren könnte. Auch die stark erschlossene Feldbergregion kann schnell zur Wildnis pur werden.

Ein balzendes Buntspechtpaar und ein neu kartierter Schlafbaum eines Auerhahns waren die Höhepunkte. Spuren direkt unter Absperrbändern - eins aus Sicherheitsgründen, eins zum Schutz eines Auerhahnrückzugsgebietes - gaben Hinweise auf rüde Ingnorant*innen. Auch wenn die Bußgelder nicht 3000 sfr wie in Naturschutzgebieten der Schweiz betragen (die direkt vor Ort mit gemeinsamem Gang zum Bankautomaten beglichen werden), können sie auch im Feldberggebiet 200 Euro betragen!

Das Naturparkzentrum Feldberg setzt aber seit Jahren auf Information und Motivation statt auf rein ordnungspolitische Kontrolle. Naturschutzgesetz und Waldbegehungsgesetz bestimmen, dass im Wald eines Naturschutzgebietes abseits der Wege keine Begehung zulässig ist, d.h. WALDABFAHRT verboten, anders auf baumfreien Flächen, es sei denn diese sind aus aktuellem Anlass gesperrt!

Hierzu haben wir noch wichtige Informationen erhalten zur Nutzung von den gängigen Smartphone-Apps: Es kommt in der letzten Zeit immer wieder zu Gefahrensituationen - alpiner Art und aus Naturschutzsicht - für Outdooraktive, die sich auf Routenbeschreibungen verlassen, die einerseits Winterbedingungen ebenso wie Naturschutzvorgaben außer Acht lassen und dann zu Bergwacht- oder Naturschutzaktivitäten führen!

Fazit: Ein informativer Tag für alle Beteiligten und auf ein baldiges Wiedersehen beim nächsten Infomarathon! Wir informieren gerne weiter interessierte Mitglieder und Aktive der Sektion. Bei Interesse meldet Euch bei ag[Punkt]bunt[Klammeraffe]dav-tuebingen[Punkt]de

Unter folgendem Link findet Ihr gute Berichte zum Thema:

https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/suedbaden/skitourismus-am-feldberg-contra-naturschutz-106.html