Ehrenamt

08.03.2021

Ein Monat Impfpatenschaft in Tübingen

Am 1. Februar klingelte das Telefon beim Stadtseniorenrat nahezu ununterbrochen. An diesem Tag startete das Angebot der „Impfpatenschaft Tübingen“: Zuhause lebende Menschen ab 80 Jahren werden dabei zu unterstützt, Termine für die beiden Corona-Impfungen zu bekommen und auf Wunsch werden sie bei der Impfung im Impfzentrum begleitet.

 

Impfpatenschaft Tübingen

Frau Bölstler mit Impfpatin Corinna Mühlhausen

 

Etwa 130 Unterstützungsanfragen wurden im Februar durch den Stadtseniorenrat aufgenommen und an über 40 ehrenamtliche Patinnen und Paten weitergegeben. In ca. 25% der Fälle erfolgte eine komplette Unterstützung, bei 75% der Anrufenden war es nur notwendig, die Termine zu vereinbaren.

 

Das Patenschaftsteam besteht aus aktiven Mitgliedern des Tübinger Alpenvereins (DAV), der JUSOS, des Bürgervereins Unterjesingen und weiteren aktiven Tübinger Bürgern. Alle wurden zu Beginn in einer Schulung mit den Abläufen und Besonderheiten der Terminreservierung und des Impfzentrums vertraut gemacht und auf den Umgang mit den betagten Menschen vorbereitet. „Besonderes Augenmerk legen wir darauf, verlässliche persönliche Ansprechpartner für die älteren Menschen zu sein und uns bei allen Tätigkeiten genügend Zeit zu nehmen.“, betont Konrad Küpfer vom Alpenverein.

 

Die Stadt Tübingen, der Kreisseniorenrat und die Beratungsstelle für ältere Menschen unterstützen das Projekt tatkräftig; in diesem Kreis finden auch regelmäßige Abstimmungen über Erfahrungen und aktuelle Entwicklungen statt.

 

Erfahrungen mit den Unwägbarkeiten der Terminreservierungssysteme werden in der Gruppe der Ehrenamtlichen ausgetauscht, ebenso wie unerwartete Terminangebote im Online-System. Dann kann es schon mal zu Rundmails mit dem Betreff „Terminalarm“ kommen. Dieses neu gebildete Netzwerk ist einer der Aspekte, den Julia Silec von den JUSOS sehr schätzt: „Am Anfang gab es schon viel Unsicherheit, auch Frust über nicht vorhandene Termine, aber die steigende Erfahrung und die gegenseitige Unterstützung in der Gruppe schaffte neue Motivation.“ Die größte Motivation gewinnt das Team durch die Dankbarkeit der Menschen, wenn ein Termin reserviert oder die Impfung erfolgreich absolviert ist.

 

Erika Bölstler war eine der Ersten, die sich gleich morgens am 1. Februar bei den Beratern des Stadtseniorenrats gemeldet hat: „Ich hatte davor schon auf mehreren anderen Wegen vergeblich versucht, Unterstützung zu bekommen. Meine Patin hat sich noch am gleichen Tag bei mir gemeldet. Es vergingen dann einige Tage, und plötzlich kam der Anruf, dass schon am nächsten Tag kurzfristig ein Termin für mich reserviert war. Vor der Impfung war ich ziemlich aufgeregt, so dass ich sehr froh war über die Abholung, die Begleitung und die Orientierungshilfe in der Halle.“

 

Häufig sind auch die Angehörigen, die weit weg von Tübingen leben, froh um die Übernahme der Begleitung, weiß Gunda Wolf, Patin vom DAV: „Es macht einfach Spaß, in so positiver Weise mit neuen Menschen in Kontakt zu kommen und dabei oft interessante Geschichten aus ihrem Leben zu erfahren.“

 

Einige Anrufende hatten die Hoffnung, dass das Patenschaftsteam bevorzugt an Impftermine herankommt. So entstand manchmal Enttäuschung, dass den Patinnen keine anderen Mittel als allen Bürgern zur Verfügung stehen. „Ab und zu gibt es diese Erwartungshaltung, die wir aber meist gleich beim Erstkontakt klären können“, erläutert Uwe Liebe-Harkort vom Stadtseniorenrat.

 

Die Anfragen nach Unterstützung sind nach anfänglich großem Interesse inzwischen weniger geworden. Das Angebot soll auf jeden Fall aufrechterhalten und auf die nächste Altersgruppe ausgeweitet werden, sobald diese zur Impfung berechtigt ist.