Natur und Umwelt

Frühjahrsputz auf den Alpwiesen im Garnera

Wie die letzten Jahre schon finden auch im Juni 2018 wieder die Freiwilligen-Tage auf der Alpe Garnera statt. Zu zweit von der Sektion Tübingen wollen wir die Landwirte vom Garneratal beim „Gmewerch – gemeinnütziger Arbeit“ tatkräftig unterstützen.

 

Die Almflächen müssen für die Beweidung freigehalten werden, indem Steine, Holz und alles was eine Lawine sonst noch mit sich bringt, entfernt werden. Neben diesen Aufräumarbeiten sollen Unkräuter ausgestochen, Zäune repariert und Sträucher entfernt werden.

Zu solch einem Arbeitseinsatz gehört natürlich auch eine möglichst klimafreundliche Anreise.  Also fahren wir mit Bahn und Bike ins schöne Montafon.

 

1. Tag

Mit dem Rad zum Start-Bahnhof ist schon eine schöne Einstimmung auf die nächsten Tage in der Natur. Unsere Wanderstiefel und weiteres Gepäck haben wir schon ein paar Tage zuvor mit der Bahn verschickt. Die Fahrt mit der Bahn über Stuttgart, Lindau und Bludenz nach Schruns ist entspannt und wir finden mit unseren Rädern in den Regionalbahnen ausreichend Platz. 

 

In Schruns angekommen schwingen wir uns wieder auf die Räder und fahren gemütlich auf dem Radweg bis nach Gaschurn zur Versettlabahn. Wir wollen uns einige Höhenmeter mit dem Rad sparen und gönnen uns die Fahrt mit der Bergbahn bis zur Mittelstation. Auf den letzten Kilometern zur Alpe entschädigen die tollen Ausblicke für die noch anstrengenden Passagen.

 

Zufrieden mit unserer Leistung und mit Vorfreude auf das Kennenlernen der anderen Teilnehmer, kommen wir rechtzeitig zum Abendessen bei Vroni auf der Alpe Garnera an. Nach einem großen Topf Gerstensuppe und dem ersten Austausch mit den anderen Freiwilligen, erklärt uns Vroni die 3-Stufen-Wirtschaft und wie die Landwirte gemeinnützige Arbeit (Gmewerch) leisten. 

 

In den nächsten zwei Tagen werden wir das Leben der Landwirte kennenlernen. Wir werden genauso wie die Landwirte um 7:30 Uhr mit der Arbeit beginnen und gegen 17:00 Uhr die Arbeit beenden. Da sind wir doch mal gespannt, wie wir uns nach den kommenden zwei Tagen Arbeit auf den Almwiesen so fühlen.

 

 

 

 

 

 

 

 

2. Tag

Der Tag beginnt früh auf der Alpe. Um 6:30 Uhr starten wir mit dem Frühstück. Es gibt frischen Weizenriebel und selbstgemachten Joghurt. Zu elft sitzen wir in der gemütlichen Küche um den Tisch, schlürfen an unserem Kaffee und freuen uns auf den Tag. Neben Vroni, Christian ihrem Ehemann und ihren beiden Kindern sind wir sieben Freiwillige, die auf neue Erfahrungen gespannt sich. 

 

Um 7:30 Uhr geht es los, wir ziehen uns warm an. Morgens ist es kühl, die Sonne versteckt sich noch hinter den Bergen. Wir teilen uns in zwei Gruppen auf. Die ersten Landwirte vom Tal sind schon da und werden uns begleiten und die Arbeit erklären. Die eine Gruppe geht zum Germerstechen, die andere zum Steine aufsammeln, die von der Lawine mitgebracht wurden. 

 

Los geht es. Sarah und ich sind zum Germerstechen eingeteilt. Bewaffnet mit Stechgabel, Handschuhen, Getränk und Müsliriegel gehen wir auf die nächste Weide und lassen uns zeigen, wie wir den Weißen Germer ausstechen müssen. Gar nicht so einfach. Die Stechgabel muss entsprechend an der Pflanze angesetzt werden und dann tief bis zur Wurzel runterstechen. Schwierig, wenn da kaum Erde ist sondern nur Stein. Also nochmal ein Stückchen daneben ansetzen und erneut versuchen. Wieder nichts. Dritter Versuch, nun klappt es einigermaßen. Die Stechgabel ist zwischen den Steinen durch und mit viel Hebelwirkung und immer wieder versetzt einstechen, kriegen wir irgendwann den ersten Weißen Germer im Boden gelockert. Nun heißt es hinknien und mit der Hand die Wurzel packen und kräftig ziehen. Da darf nichts im Boden bleiben, alles muss raus. Puh, ist das anstrengend. Aber was soll`s, dafür sind wir ja hier. Nächster Germer, nächster Stich … Und dann alles zum Verrotten auf einen Haufen legen.

 

Um 9:30 Uhr die erste Überraschung. Es ist Pause und uns wird ein leckeres Vesper gebracht. Wir freuen uns über belegte Brötchen, selbstgemachten Apfelsaft, recken und strecken uns und genießen die wärmenden Sonnenstrahlen. So ein Vesper und eine kurze Pause wirken Wunder. Nun haben wir wieder Kraft und stürzen uns auf die nächsten Germer.

 

Pünktlich um 12:00 Uhr ruft Vroni zum Mittagessen. Froh um eine Pause treffen wir uns alle vor der Alphütte zum Mittagessen. Endlich wieder sitzen, den Rücken entspannen, ein leckeres warmes Essen und viel zu trinken. Die Sonne scheint nun kräftig und wir können Anfang Juni auf fast 1700 m ü. M. in kurzen Shirts sitzen und draußen essen. Geht es uns gut, was will man mehr.

 

Nach einer Stunde Entspannung ruft wieder die Arbeit. Damit es aber abwechslungsreich ist, wird jetzt getauscht. Sarah und ich gehen jetzt zum Lawinenreste rechen und die anderen zum Germerstechen. Auf geht´s ein paar hundert Meter Richtung Tübinger Hütte. Dort liegen noch einige Steine, Reste einer Lawine, die aufgesammelt werden müssen. Auch keine leichte Arbeit. Mit dem Rechen die kleinen und mittelgroßen Steine auf einen Haufen zusammenrechen. Die größeren Steine werden mit den Händen aufgesammelt. Das viele Bücken und Steine sammeln sieht von weitem auch einfacher aus als es ist. Naja, den halben Tag kriegen wir schon noch hin.  

 

Endlich Feierabend und Christian hat sein Auto bei uns stehen lassen. Da Sarah und ich schon angekündigt hatten, mal hoch zur Materialseilbahn der Tübinger Hütte zu fahren, bietet sich das nun an. Stefan und Klaus wollen uns begleiten, also fahren wir kurz mal hoch. Aus kurz wird dann aber doch ziemlich lang. Es ist weiter als gedacht und durch das vorsichtige Fahren von Stefan dauert es länger als geplant. Einmal bei der Materialseilbahn umschauen und einen Blick hoch zur Tübinger Hütte werfen, mehr ist leider nicht drin. Aber trotzdem ist der kleine Ausflug interessant.

 

Zum Abendessen treffen wir uns alle wieder vor der Alphütte und dank des schönen Wetters können wir noch bis zum Sonnenuntergang draußen sitzen.

Mit zunehmender Dunkelheit verziehen wir uns bald alle müde in unsere Betten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

3. Tag

Nun haben wir es raus, wie man den Germer sticht. Nach so viel Übung am gestrigen Tag nehmen Sarah und ich uns heute die Weide direkt hinter der Alphütte vor. Mit der gestern erlernten und eingeübten Technik klappt es heute wirklich gut. Ein riesiger Haufen gestochener Germer ist das Ergebnis. Wir sind mit unserer Arbeit zufrieden.

 

Nach getaner Arbeit, gibt es leckeren Kuchen und Kaffee auf der Alphütte. Wir freuen uns sehr. Vor dem Abendessen fahren wir alle zusammen runter zum Ganeu, schauen uns die Maiensäs-Häusschen an, lauschen den Geschichten der Landwirte und beobachten die Kühe, wie sie in ihre Ställe zurückkehren. Für uns, Entschleunigung pur.

 

Der Abend ist lang, nach dem Essen geht es in der warmen Alphütte mit Musik und Gesang weiter. Mit den Jägern und einigen Landwirten sitzen wir noch bis spät in die Nacht zusammen und erzählen Geschichten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

4. Tag

Sonntag, wir schlafen länger und frühstücken alle zusammen gemütlich in der Küche. Die zwei Tage Freiwilligen-Einsatz sind rum, heute geht es für die meisten wieder zurück nach Hause. Aber keiner von uns hat es eilig. Wir sind alle entspannt und wollen den schönen Tag in den Bergen noch nutzen.

Langsam brechen nach und nach die ersten zu ihrer Wanderung auf, Sarah und ich machen uns startklar für die Abfahrt. Um 10 Uhr sind wir soweit, wir verabschieden uns von allen, fahren los, lassen es rollen und halten doch immer wieder an, um Fotos zu machen und die Eindrücke festzuhalten. 90 Minuten brauchen wir bis runter nach Gaschurn, so schön sind die Berge im Garneratal.

 

Was bleibt, sind Erinnerungen an einen besonderen Arbeitseinsatz:

Harte Arbeit, viele Infos, tolle Stimmung, Erfahrungen die wir nicht missen möchten.

Wir durften ein bisschen das Leben der Landwirte kennenlernen und wir haben dadurch auch wieder gelernt, die Produkte wie Milch, Käse und Joghurt mehr wertzuschätzen.

 

Von Gaschurn geht es auf dem Radweg weiter bergab. Wir fahren durch blühende Wiesen, schattige Wälder, historische Ortschaften und am Rhein entlang bis nach Höchst am Bodensee. Der nächste Tag führt auf der Schweizer Seite am Bodensee entlang bis Konstanz.

 

Fazit:

1. Das harte Leben in den Bergen zu erfahren, verändert die Sicht auf viele Dinge im Leben.

2. Das Mountainbike muss mit, wenn wir das nächste Mal wieder ins Garneratal oder zur Tübinger Hütte gehen.

 

https://www.garnera.at/freiwilligen-tage/

 

Einen Tourenvorschlag "Mit dem Mountainbike ins Garneratal" gibt es hier

 

Text: Sabine Gottwald, Bilder Sarah Müller, Sabine Gottwald